Eng verzahnt den Knoten lösen
Im engen Schulterschluss planen der Nahverkehr Rheinland (NVR) und die Deutsche Bahn (DB) die Modernisierung des Bahnknoten Köln. Wo stehen die rund 20 laufenden Projekte? Was muss zusätzlich passieren? Welche Maßnahmen bringen kurzfristig Verbesserungen? Um Fragen wie diese ging es bei der prominent besetzten 4. Kölner Bahnknoten-Konferenz, die endlich wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden konnte.
Ein Projekt von immenser Bedeutung
Jährlich passieren 440.000 Züge den Kölner Hauptbahnhof. In der Vor-Corona-Zeit wurden 100 Millionen Fahrgäste im Jahr gezählt. Damit ist der Knoten längst an seine Grenzen gekommen. Ohne einen Ausbau lassen sich nicht noch mehr Züge durch den Knoten führen. Daher müssen die Maßnahmen mit Hochdruck weiter vorangetrieben werden, damit mehr Menschen auf den nachhaltigeren Schienenpersonennahverkehr umsteigen und so die gewünschten Klimaziele erreicht werden können. Dabei lautet die Devise: Viele, teils kleinere Maßnahmen führen zum Ziel und nicht der „große Wurf“. Ein Gutachten hat statt eines den Knoten über Jahre lähmenden Großprojekts eine Vielzahl von wirkungsvollen Maßnahmen identifizieren können. Jede einzelne hat bereits einen positiven Effekt, aber vor allem im Zusammenspiel werden sie den Bahnnoten Köln auf ein ganz neues Niveau heben.
Einen fundierten Blick auf die aktuellen Projektstände und die kommenden Aufgaben ermöglichte Mitte Juni die inzwischen 4. Kölner Bahnknoten-Konferenz den rund 350 Teilnehmenden mit einem Programm aus Impulsvorträgen und Gesprächsrunden. Die Wichtigkeit des Bahnknoten-Projekts spiegelte sich auch in den Gästen wider: Es beteiligten sich u.a. Susanne Henckel, Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), Ina Brandes, damalige Ministerin für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie Frank Sennhenn, damaliger Vorstandsvorsitzender der DB Netz AG.
„Der Ausbau der Schiene ist der Schlüssel zu einer Mobilität, die den Menschen und der Umwelt gleichermaßen zugutekommt. Sie soll zum starken Rückgrat eines leistungsfähigen öffentlichen Verkehrssystems ausgebaut werden. Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, nehmen wir gezielt den Ausbau stark belasteter Netzknoten in Angriff. Denn von diesen Maßnahmen profitieren Nah-, Fern- und Güterverkehr gleichermaßen. Für die Menschen vor Ort verbessert sich durch die neuen Kapazitäten im Netz das ÖPNV-Angebot und die Anbindung an den landes- und europaweiten Fernverkehr. Daher bin ich sehr froh, dass wir für die Westspange, die Voraussetzung für den dringend notwendigen Ausbau des Knoten Köln ist, die Finanzierung bereits sicherstellen konnten.“
Für flüssigeren Schienenverkehr ist schon einiges im Fluss
Für viele wichtige Projekte, die für den Ausbau im Knoten Köln entscheidend sind, laufen die Planungen, so für die S 11 und die zukünftige Erft-S-Bahn. Für die S 6 und weitere Projekte im Rheinischen Revier wird derzeit die Finanzierung verhandelt. Für mehr Kapazität auf der Schiene wird die DB zusätzlich die Westspange ausbauen und einige wichtige Kreuzungsbauwerke neu bauen. Das Ziel: Unterschiedlich schnelle Züge fahren nicht mehr auf demselben Gleis und bremsen sich nicht mehr gegenseitig aus. Zusätzliche Kreuzungen sorgen dafür, dass der Verkehr flüssiger im Knoten laufen kann.
„Der Bahnknoten Köln soll durch ein kluges Ausbaukonzept und flankierende Maßnahmen zukünftig seiner regionalen, nationalen und auch europäischen Verantwortung besser gerecht werden. Dafür strengen wir uns gemeinsam an. Wie wichtig dem Land eine schnelle Umsetzung des Projekts ist, zeigt sich daran, dass das Land bis zu 900 Millionen Euro in den Ausbau des bedeutenden Schieneninfrastrukturprojekts »Westspange« steckt – dies ist Voraussetzung für nahezu alle Ausbauprojekte im Knoten Köln!“
Bereits jetzt baut die DB u.a. den Rhein-Ruhr-Express (RRX) zwischen Köln und Düsseldorf aus. Mit jedem Kilometer neuem Gleis, mit jeder neuen Weiche wird mehr Kapazität geschaffen. Der Bau der neuen elektronischen Stellwerke in Köln und das Zugleitsystem European Train Control System (ETCS) helfen dabei, die Taktfolgen der Züge zu verkürzen. Mit den vom Land NRW finanzierten Maßnahmen zum „robusten Netz“ kann die DB zusätzliche Weichen und Signale bauen, die gerade bei Baustellen und Störungen helfen, die Auswirkungen für die Fahrgäste zu reduzieren.
NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober fasst zusammen: „Draußen an den Strecken passiert richtig viel. Man kann ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass wir gemeinsam mit der DB die Region infrastrukturell voranbringen. Dass dies in partnerschaftlichem Miteinander so gut gelingt, dafür bin ich den Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar.“
Ein starker Nahverkehr für eine starke Region
Metropolregionen brauchen einen attraktiven Nahverkehr. Daher steht für die Kölnerinnen und Kölner sowie die Pendelnden aus der Region der Ausbau der S-Bahn im Kölner Bahnknoten im Fokus. Die Streckenlänge des S-Bahn-Netzes wird sich durch den Ausbau im Vergleich zum Ist-Zustand verdoppeln. Am weitesten in den Planungen fortgeschritten ist der Ausbau der S 11. Mit dem Ausbau der S-Bahn-Stammstrecke für die S 11 wird für den Streckenteil zwischen Köln und Bergisch Gladbach ein annähernder 5-Minuten-Takt statt des aktuellen 20-Minuten-Takts in der Hauptverkehrszeit realisiert. Möglich machen dies die neuen S-Bahnlinien 10 und 14, die die Leistungen der S 11 ergänzen werden. Auf der S-Bahn-Stammstrecke in Köln können künftig 24 statt aktuell 18 S-Bahnen pro Stunde und Richtung fahren. Das entspricht einem 2,5-Minuten-Takt.
„Eine Metropole wie Köln braucht ein attraktives Nahverkehrsangebot. Deshalb verdoppeln wir perspektivisch die Länge des S-Bahn-Netzes. Wir verbinden die Metropolregion Köln bis in alle Landesteile Nordrhein-Westfalens und schaffen mehr Platz auf der umweltfreundlichen Schiene. Was gut für Köln ist, ist gut für Deutschland und Europa.“
Maximale Transparenz für die Öffentlichkeit
Um die Fahrgäste sowie die Anwohnerinnen und Anwohner der auszubauenden Strecken bestmöglich mitzunehmen, setzen DB und NVR auf die rechtzeitige und umfassende Information der Fahrgäste, z. B. mit dem Kundenmagazin „AuSbau“. Hinzu kommt die frühzeitige Bürgerbeteiligung, die das NRW-Verkehrsministerium im Rahmen des Bündnisses für Mobilität fördert. Durch einen Online-Dialog und mehrere Infomessen, die weit vor der gesetzlich vorgeschriebenen Bürgerbeteiligung durchgeführt wurden, und durch eine Wanderausstellung zum S-Bahn-Ausbau haben NVR und DB sehr viele wertvolle Hinweise von Anwohnerinnen und Anwohnern der auszubauenden Strecken und von Fahrgästen bekommen. So realisieren die Projektpartner derzeit bereits den barrierefreien Ausbau von Haltestellen entlang der S 11, der zunächst gar nicht Teil des Projekts war. Fazit: Information schafft Akzeptanz und noch bessere Ergebnisse.