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Qualitäts-und Stationsbericht

Corona sorgt für eine gemischte Qualitätsbilanz

Einmal jährlich legt der Nahverkehr Rheinland (NVR) Berichte zur Qualität des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) und der Stationen in seinem Gebiet vor. Das Fazit für das Jahr 2020 fällt durchwachsen aus. Die Corona-Pandemie hatte massive Auswirkungen auf SPNV-Betrieb und Zustand der Stationen. Dabei fällt auf: Negative Entwicklungen können auch positive Folgen haben. Der Einbruch der Fahrgastzahlen führte zu Verbesserungen bei Pünktlichkeit und Fahrgastzufriedenheit. Aber Corona war nicht der einzige relevante Faktor.

Portrait von Heiko Sedlaczek, NVR-Geschäftsführer

„Es ist deutlich erkennbar, dass eine Erhöhung der Personalausstattung dringend erforderlich ist – vor allem bei Triebfahrzeugführer*innen und Werkstattpersonal der Eisenbahnverkehrsunternehmen.”

Heiko Sedlaczek, NVR-Geschäftsführer

Mehr Pünktlichkeit durch weniger Fahrgäste

Die Pünktlichkeit der Züge hat sich im Vergleich zu den Vorjahren signifikant verbessert. Diese erfreuliche Entwicklung hatte allerdings einen hohen Preis. Sie ist vor allem auf den erstmalig nach Jahren aufgetretenen, massiven Rückgang der Fahrgastzahlen in 2020 zurückzuführen. So gab es bei der Zahl der täglichen Einsteiger an Wochentagen im Jahresmittel einen Einbruch von 442.000 Fahrgästen in 2019 auf 268.000 in 2020. Ebenso trugen Zugausfälle und weniger Trassenkonflikte zu einer besseren Pünktlichkeit der Züge bei.

Verbesserte Pünktlichkeit

Eine Infografik zeigt die Entwicklungen der Zugverspätungen an, die 25 % weniger sind als 2018:  Die Durchschnittsverspätung 2018 lag bei 2:16 Minuten Durchschnittsverspätung 2019 lag bei 2:01 Minuten Durchschnittsverspätung 2020 lag bei 1:41 Minuten

Deutlich mehr Zugausfälle – auch ohne Corona-Faktor

Die Zahl der Zugausfälle ist 2020 stark angestiegen und lag insgesamt bei etwa elf Prozent. Davon ging ein Drittel der Ausfälle auf den Corona-Sonderfahrplan im ersten Lockdown zurück. Doch selbst ohne diesen „Corona-Faktor“ gab es eine Verschlechterung, die sich auf die ausgeprägten Baugeschehen in unserer Region zurückführen lässt – sowie auf den Personalmangel im SPNV.

Zugausfälle und der Corona-Faktor

Eine Infografik zeigt den Zusammenhang zwischen Zugausfällen und der Pandemie bzw. den „Corona-Faktor“: 2019 waren es 4,58 % Zugausfälle. 2020 hingegen 7,07 %. 11 % dieser Zugausfälle im Jahr 2020 waren Corona-bedingt.

Kapazitätsausfälle mit neuen und mit altbekannten Ursachen

Auch bei den Ausfällen von Loks und Waggons kam es zu einem leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, wenn auch nicht coronabedingt. Zwar wurden die Komponenten wie Türen und WC nicht so stark beansprucht wie in den Vorjahren. Es gab jedoch eine geringere Personalverfügbarkeit in Betrieb und Werkstatt der Eisenbahnverkehrsunternehmen und einen daraus resultierenden Wartungsstau.

Kapazitätsausfälle im Vergleich

Zahl der Fahrgastbeschwerden geht zurück

Bei den Fahrgastbeschwerden ist ein Rückgang zu beobachten, der wie die Verbesserung der Pünktlichkeit unmittelbar mit dem coronabedingten Fahrgastrückgang verbunden ist. Auch inhaltlich änderten sich die Beschwerden durch die Pandemie – statt Verspätungen, überfüllten Zügen und Fahrtausfällen wurde der Zustand der Haltestellen mit 20,08 Prozent Anteil zum wichtigsten Thema für Beschwerden.

Weniger Fahrgastbeschwerden

46% weniger Beschwerden 2.393 Beschwerden im Kundendialog 2019 1.290 Beschwerden im Kundendialog 2020

Sinkende Qualität der Bahnhöfe und Haltepunkte

Die Auswirkungen der Pandemie machten und machen sich insbesondere an den Stationen bemerkbar. So hat es z. B. einen Anstieg bei den Vandalismus- und Graffitifällen gegeben, was zu deutlichen Verschiebungen bei der jährlichen Kontrolle durch den NVR geführt hat. 2020 wurden 200 von 201 Stationen geprüft. In der besten Kategorie „akzeptabel“ landeten nur noch 126 Stationen, dies entspricht einem Anteil von 63 Prozent. 2019 erreichten noch 153 Stationen (80 Prozent) diese Bewertung.

Anstieg von Vandalismus und Graffiti

Die Infografik zeigt die Zunahme von Stationen mit „nicht akzeptablen“ Mängeln: 2019 waren es4% bzw. 8 Stationen in absoluten Zahlen. 2020 waren 10% bzw. 21 Stationen.
Im Innenbereich eines Waggons sind etliche sehr unschöne Schmierereien zu sehen.
Immer wieder werden die Innenflächen der Fahrzeuge mit Schmierereien beschädigt.
An einem Treppenaufgang zum Gleis ist zerstörtes Glas zu sehen. Im Hintergrund erkannt man zahlreiche Grafittis an Bahn und Außenanlagen.
Vandalismusschäden entdeckten die Prüfer des NVR auch häufig an Bahnhöfen.
An einer S-Bahn-Tür klebt der typische gelbe Aufkleber, der auf eine Fehlfunktion hinweist und die Fahrgäste bittet, eine andere Tür zu nehmen.
Ebenfalls im Visier der Qualitätsüberprüfungen: Türdefekte.
Das Bild zeigt ein großflächiges Graffiti an der Außenwand einer Station.
Die Fälle von Graffiti haben während der Corona-Zeit zugenommen. Das gilt nicht nur für Stationen.
Es sind sehr großflächige Graffitis an mehreren Waggons eines S-Bahn-Zuges zu sehen.
Auch Fahrzeuge sind massiv betroffen. Ursache ist vermutlich mangelnde soziale Kontrolle durch weniger Fahrgastaufkommen.
Das Foto zeigt das vollkommen zersplitterte Display eines Fahrkartenautomates.
Häufig sind auch die Fahrkartenautomaten, Vitrinen und Mülleimer an den Stationen Ziel von Vandalismus.

Graffitis sind das Hauptärgernis

Insbesondere die mangelnde Sauberkeit durch Graffiti-Vandalismus in Gängen, Aufgängen, Aufzügen und an Fassaden hat zu negativen Bewertungen geführt. Die Beseitigung der vielen großflächigen Graffiti ist sehr teuer und aufwändig.

Die häufigsten Mängel 2020

  • Sauberkeit der Wände (Graffiti)
  • Sauberkeit der Grünanlagen und Bahnsteige
  • Zustand der Fahrtreppen und Fahrstühle
  • Zustand von Sitzgelegenheiten, Abfallbehältern und Vitrinen
  • Verfügbarkeit/Erscheinungsbild eines Wetterschutzes
  • Mangelhafte Beschilderung / Ausfall Zuganzeige

Weiterführende Informationen zum Qualitätsbericht des Jahres 2020 finden Sie hier

Sofortige Beseitigung sicherheitsrelevanter Mängel

Trotz aller Probleme zeigte sich 2020, dass die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten grundsätzlich sehr hoch ist. So konnte im Dialog mit den Stationsbetreibern eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität umgesetzt werden. Besonders wichtig: Sicherheitsgefährdende Mängel wurden sofort gemeldet und unmittelbar beseitigt. An vielen Stationen sind zudem größere Umbaumaßnahmen geplant, sodass hier von einer deutlichen Verbesserung des Gesamterscheinungsbildes ausgegangen werden kann.

Portrait von Dr. Norbert Reinkober, NVR-Geschäftsführer

„Durch die starke Abnahme an Fahrgästen war auch die soziale Kontrolle an den Stationen nicht mehr gegeben. Aus diesem Grund hat der NVR seine finanzielle Unterstützung für den Kampf der Stationsbetreiber gegen Verwüstung und Verschmutzung in diesem Jahr bereits erhöht.”

Dr. Norbert Reinkober, NVR-Geschäftsführer

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