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Auswirkungen der Pandemie

Auch 2022 braucht der Nahverkehr Corona-Unterstützung

Auf dem Kölner Hauptbahnhof desinfiziert sich eine Bahnkundin dankbar die Hände.
Ein mittlerweile gewohntes Bild auf Bahnhöfen und Stationen: ein Automat zur Händedesinfektion.

Fahrgast-Rückgänge, Einnahmeausfälle, Imageverlust: Der ÖPNV leidet gewaltig unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Impffortschritte und niedrige Inzidenzen machen inzwischen Hoffnung auf mehr Normalität. Doch bis auch der Öffentliche Nahverkehr wieder annähernd im Prä-Corona-Status angekommen sein wird, werden nach Überzeugung der Fachleute Jahre vergehen.

47 % weniger Umsatz im Einzelverkauf

Eine Infografik zeigt: 47 % weniger Umsatz im Einzelverkauf: Während der Umsatz im Jahr 2020 noch bei 197.267.050 Euro lag, waren es 2019 nur noch 102.973.628 Euro

Für 2022 fehlen immer noch 108 Millionen Euro

Auch für das Jahr 2021 wurde wieder finanzielle Unterstützung zugesagt. Eine Milliarde Euro will der Bund zur Verfügung stellen, das Land gibt zusätzlich 278 Millionen Euro, um Verluste aus dem Ticketverkauf aufzufangen. Sascha Triemer, Leiter Tarif und Vertrieb beim VRS, sieht diesen Rettungsschirm als wichtige Stütze. Er blickt aber mit Sorge auf das Ende des Rettungsschirms und auf das Jahr 2022.

Laut aktuellen Prognosen des VRS werden die Fahrgastzahlen dann etwa 85 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreichen. Auf den ersten Blick sieht diese Zahl nicht besonders negativ aus. Aber die Konsequenz daraus ist, dass dem Nahverkehr im VRS alleine für das nächste Jahr 108 Millionen Euro fehlen werden. Der anhaltende Einbruch der Nutzerfinanzierung bedeutet für die Aufgabenträger, dass sie für ihre kommunalen Verkehrsunternehmen möglichst genau klären müssen, wie hoch die Defizite konkret ausfallen werden – und wie sie aufgefangen werden können. Angebotsreduzierungen sind angesichts des wachsenden Klimadrucks keine Option. Höhere Zuschüsse können sich die meisten Kommunen angesichts einer angespannten Haushaltslage nicht erlauben. Um die Daseinsvorsorge besonders in der Fläche aufrechtzuerhalten, bedürfe es völlig neuer Finanzierungskonzepte, ist sich Sascha Triemer sicher und fordert eine längerfristige Sicherung der finanziellen Basis.

Portrait von Sascha Triemer, Leiter Tarif und Vertrieb des VRS

„Eine fundierte Finanzierung des ÖPNV kann nur durch das dauerhafte Engagement von Bund und Land gelingen. Wer den Klimaschutz will, muss bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen.”

Sascha Triemer, Leiter Tarif und Vertrieb des VRS

Flexiblere Angebote zur Rückgewinnung

In VRS-Kundenbefragungen schlagen sich die Auswirkungen der Pandemie und die verstärkte Home-Office-Nutzung ebenfalls nieder: 25 Prozent der befragten Fahrgäste gaben an, auch nach der Pandemie seltener Bus, Zug und Bahn nutzen zu wollen.

Die Abokund*innen sind dem Nahverkehr zwar zum großen Teil treu geblieben. Wer aber einmal den Vertrag gekündigt hat, braucht nach Ansicht von Sascha Triemer gute Argumente, um nach einem Umstieg aufs Auto wieder zurückzukehren. Der ÖPNV müsse sich weiterentwickeln und dabei stark an den Bedürfnissen der Fahrgäste orientieren. Neben der Vernetzung von Verkehrsmitteln und dem Ausbau digitaler Services sieht er dabei auch die Erweiterung des Ticketportfolios im Fokus.

Der VRS und die in ihm zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen haben diesen Weg bereits eingeschlagen und auf die neuen Nutzungsmuster mit innovativen Angeboten reagiert, die eine flexiblere Ticket-Nutzung erlauben:

  • Ein Schnupper-Abo erleichtert den Einstieg in den Nahverkehr durch eine verkürzte Kündigungsfrist von nur einem Monat – zudem muss kein Differenzbetrag zum ZeitTicket im Einzelkauf gezahlt werden.
  • Die bisherige Erstattungsregel für ZeitTickets im Einzelkauf wird auf Abos erweitert: Wenn Kundinnen oder Kunden ihr Ticket vor Monatsende zurückgeben, erhalten sie den Restbetrag für den Monat zurück.
  • Ein neues JobTicket-Pilotprojekt bietet auch Unternehmen mit 50 oder mehr Mitarbeiter*innen das flexiblere Fakultativmodell. Sie müssen nicht für die gesamte Belegschaft Tickets abnehmen, sondern nur mindestens zehn Tickets. Die JobTickets sind im Gegenzug nicht verbundweit gültig, sondern werden in Preisstufen für die Strecke zwischen Zuhause und Arbeitsstelle angeboten.
Mehrere Bilder zeigen die Auswirkungen der Pandemie auf die Fahrgastzahlen: ein leerer Bahnsteig auf dem Kölner Hauptbahn, eine leere U-Bahn-Station, ein kaum genutzter Bus sowie wenig Andrang an Fahrkartenautomaten.
Unfreiwillige Freiräume: Der Pandemie-bedingte Fahrgastrückgang war und ist augenfällig.
Zwei junge Frauen mit Masken warten auf ihren Zug und sind trotz der Pandemie-bedingten Einschränkungen gut gelaunt.
Die Maske reist jetzt immer mit: Die Akzeptanz der Fahrgäste war und ist erfreulich hoch.

Freie Fahrt in ganz NRW als Treue-Bonus

Auch 2021 gab es in den Sommerferien wieder ein besonderes Dankeschön von Aufgabenträgern, Verkehrsverbünden und -unternehmen für alle Abokundinnen und -kunden, die während der Krise dem ÖPNV treu geblieben sind: Während der gesamten Ferien hatten sie ganztags freie Fahrt in ganz NRW und konnten dabei auch großzügige Mitnahmeregelungen nutzen. Damit wurde jedes Abo zum Ferienticket für die ganze Familie.

Mit unseren Aktionen geben wir den Fahrgästen attraktive Anreize, in Busse und Bahnen zurückzukehren. Dazu gehören auch Angebote, die dem Arbeiten mit weniger Präsenz Rechnung tragen.

„Mit unseren Aktionen geben wir den Fahrgästen attraktive Anreize, in Busse und Bahnen zurückzukehren. Dazu gehören auch Angebote, die dem Arbeiten mit weniger Präsenz Rechnung tragen.”

Michael Vogel, Geschäftsführer VRS
Auf einem Smartphone ist die VRS-App mit einer Bahnverbindung zu sehen: Die Auslastung der Bahn wird anhand zweier oranger Personensymbole angezeigt.

Neue Auslastungsanzeige für mehr Sicherheitsgefühl

Auch wenn mehrere nationale und internationale Studien belegen, dass der ÖPNV kein Infektionstreiber ist: Es genügt nicht, die Sicherheit nur objektiv herzustellen – sie muss auch subjektiv von den Fahrgästen gefühlt werden. Darum hat der VRS die Einführung einer neuen Auslastungsanzeige gestartet. Dieser innovative Service berechnet auf Basis eines breiten Datenpools die erwartete Sitzplatzauslastung – zunächst für mehrere Linien des Schienenpersonennahverkehrs, mittelfristig auch für Straßenbahn- und Buslinien.

Den Fahrgästen wird die erwartete Auslastung als grüne, orange und rote Personensymbole auf der VRS-Homepage und in der VRS-App angezeigt. So können sie ihre Fahrt noch besser planen und – wenn gewünscht – auf Fahrten mit geringerer Auslastung ausweichen.

Nähere Informationen zur Auslastungsanzeige finden Sie hier

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